Gerberpassage Freiberg - Unsere Geschichte

Vor 250 Jahren war Sachsen vom Siebenjährigen Krieg gezeichnet, als sich Johann George Steyer aus Siebenlehn nach Freiberg aufmachte, die Meisterprüfung als Gerber ablegte und am 28. Mai 1763 in die Gerberinnung aufgenommen wurde. Das Handwerk war zunächst an der Südseite der Meißner Gasse tätig – die alten Gerberhäuser mit ihren Trockenböden fielen Anfang der 1990er-Jahre Brandstiftern zum Opfer.

Später entwickelte sich die industrielle Lederherstellung auf der anderen Straßenseite. Carl Alexander Steyer baute Ende des 19. Jahrhunderts die erste Dampfmaschine ein. Er setzte sich auch für die Gründung der Gerberschule ein, war Stadtrat, Mitbegründer der freiwilligen Feuerwehr, aktiver Turner und Direktor der Braugenossenschaft. Seine Erben führten das Unternehmen auch in schweren Zeiten erfolgreich fort. 1955 nutzten die damaligen Eigentümer Carl und Hans Steyer freie Kapazitäten, um eine Wäscherei als Dienstleistungsbetrieb aufzubauen – der im Volksmund als „Steyer-Weiß“ bekannt wurde. Die 1972 enteignete Firma wurde nach der Wende reprivatisiert. Eine Gerberei war mitten in der Stadt nicht mehr denkbar.

Die Wäscherei zog ins Gewerbegebiet „Schwarze Kiefern“ am Stadtrand, auf dem alten Firmengelände am Untermarkt entstand das Einkaufszentrum „Gerberpassage“. Hier sind auch viele Gerberei-Sachzeugen zu sehen. Ein großer Teil dieser Familiensammlung ging 2013 als „bedeutendste Schenkung der vergangenen Jahrzehnte“ an das Freiberg Stadt- und Bergbaumuseum. Die Sammlung von historischen Fotos und Dokumenten sowie Werkzeugen und Wappen aus dem Gerbereihandwerk, war 1938 vom Freiberger Historiker Paul Müller zusammengetragen worden. Sie belegt die lange Gerberei-Tradition in Freiberg und gibt ein Abbild einer Familie, die als Unternehmer und zum Wohle der Stadt gewirkt hat und weiter wirken möchte.

Die Geschichte der Gerberei ist seit dem Mittelalter eng mit der Geschichte der Stadt verbunden. Leder wurde
für die Bevölkerung und den Bergbau gebraucht. Mit Blick auf diese historische Entwicklung des Areals, liegt ein besonderer Fokus im Erlebnis des Standortes. Somit bekommt das Thema Gerber und Leder eine neue Bedeutung. Sowohl als Marke als auch im aktiven Erleben, im Rahmen eines multimedialen Ausstellungskonzeptes. Dabei unterstützt uns das FILK und das Stadt- und Bergbaumuseum.

Entstehung der Gerberpassage

1763-1991 Lohgerberei „Carl Steyer”

1991 endete nach 228 Jahren die Lederherstellung der Firma Carl Steyer

1991 - 1993 Bau der Gerberpassage

Der Weg zur Einkaufspassage

  • mit Namen „Gerberpassage“ soll an die Tradition der Lohgerber an diesem Ort erinnert werden
  • 11/1991 1. Bauabschnitt -Eingang von der Meißner Gasse mit Bäcker, Fleischer und AWG wurde fertig gestellt
  • 9/1992 2. Bauabschnitt-Fortführung der Passage mit Gastronomie, Presseshop, Mayers- Markenschuhe, dm-Drogeriemarkt und Plus
  • 1993 Belegung des Ärztehauses mit Verbraucherzentrale, Büros, Logopädie, Physiotherapie, Zahnarzt
  • 12/1994 weitere Geschäfte kamen hinzu: Stadtfernsehen (heute: Skandal), Friseur, Zugang zu Pizzeria, Apotheke, Mineralienstube
  • 1/1995 3. Bauabschnitt - offizielle Fertigstellung und Schaffung einer Anbindung zum Untermarkt mit Sparkasse, Gold-Uhu, Altstadtcafe
  • 2000 Eröffnung des Altstadtbowling und Squashhalle mit Gastronomie